Ein ganz normaler Tag in Buenos Aires
Du fragst dich, was man als Sprachschüler in Buenos Aires außer Spanisch sonst noch so macht? Die Antwort: Richtig viel! Und ganz anders, als dies der Titel vermuten lässt, ist dieser Alltag so gar nicht normal.
So oder so ähnlich verlief für mich ein durchschnittlicher Tag in Buenos Aires.
07:30 Uhr: Aufstehen
Noch bevor ich das Bett verlasse, bin ich über das Weltgeschehen bestens informiert. Dies verdanke ich meiner Nachbarin, die mich pünktlich um 7.30 Uhr mit ihrem Radio weckt. Daran, die Fenster zu schliessen, wenn sie sich in lautesten Tönen die Morgennachrichten zu Gemüte führt, denkt sie nicht eine Sekunde lang. Schliesslich ist Sommer und die Klimaanlage kostet Geld. Dass ihr Wohnzimmer zum Innenhof zeigt und jedes Geräusch nachhallt, ist ihr ebenfalls Schnuppe. Irgendwann stimmen auch schreiende Babys und bellende Hunde in die Kakophonie mit ein. Willkommen in der südamerikanischen Grossstadt! Meinen Morgenkaffee geniesse ich auf dem Balkon – mit Blick auf die umliegenden Betonwände. Buenos días, Buenos Aires!
08:30 Uhr: U-Bahn
Auf eines können sich alle Bewohner von Buenos Aires einigen: Im Sommer ist die U-Bahn wirklich das Allerletzte. Keine Klimaanlage, oftmals verspätet. Que horror! Aber weil man ja irgendwie von A nach B kommen muss und der Bus auch keine Lösung ist, steht man trotzdem wie eine schwitzende Sardine eingepfercht neben anderen schwitzenden Sardinen und hofft, dass die Reise bald überstanden ist.
09:00 Uhr Auch wenn die Grammatik im Mittelpunkt steht: Fast täglich lockern Ausflüge in den lokalen Dialekt, das Castellano ríoplatense, die Lektionen auf. Wie im Nu vergeht eine halbe Stunde, wenn man sich nichts anderem widmet als der Vielzahl an Ausdrücken, mit denen man hier von wildfremden Menschen angesprochen wird: Von «Amiga» (Freundin) über «Linda» (Hübsche) und «Bombón» (Praline) bis hin zu «Mi Amor» (meine Liebe). Und dann gibt es natürlich noch das genderneutrale «Che» (He du!), für das die Argentinier bekannt sind.
13:00 Uhr: Mittagessen
Die meisten Mitschülerinnen und Mitschüler holen sich in der Nähe etwas zu essen und setzen sich dann in den Aufenthaltsraum der Schule. Natürlich kannst du dir auch im Freien ein nettes Plätzchen finden. Bei Temperaturen um den Schmelzpunkt profitiert man aber gerne von der Klimaanlage. Beim gemeinsamen Mittagessen kann man wunderbar Pläne schmieden für den Nachmittag und Abend.
14:00 Uhr: Nachmittagsstunde
Da ich mich für den Intensivkurs entschieden hatte, standen nachmittags Konversationsklassen auf dem Programm. Manche Standardkurse finden ebenfalls erst am Nachmittag statt. Das hängt ganz davon ab, in welchem Niveau du eingestuft wurdest und wie der Stundenplan aussieht. Einen Vorteil haben die Nachmittagsstunden: Sie vertragen sich deutlich besser mit dem berühmt-berüchtigten Nachtleben von Buenos Aires, zu dem wir gleich noch zu sprechen kommen.
16:00 Uhr: Exkursion Sei es ein Ausflug ins Museo de Arte Latinoamericano de Buenos Aires (MALBA) oder ein Mate-Tasting – praktisch täglich werden von Expanish verschiedene Aktivitäten und Exkursionen angeboten. Eine weitere Möglichkeit, andere Schüler kennenzulernen.
19:00 Uhr: La Bomba de Tiempo
In Buenos Aires gibt es jeden Abend mindestens eine tolle Veranstaltung, die du besuchen kannst. Sogar montags! La Bomba de Tiempo ist eine fulminante Perkussions-Show, bei der du unweigerlich mittanzen musst. Ideal, um gleich schon nach dem allerersten Schultag Kontakte zu knüpfen oder weiter zu vertiefen. Denn das Bier ist kühl und die Rhythmen heiss.
22:00 Uhr: Abendessen
Und das ist noch früh für argentinische Verhältnisse. In manchen Familien passt man sich den Essgewohnheiten europäischer Austauschschüler an, davon ausgehen kannst du aber keineswegs. Für Argentinier ist es völlig normal, irgendwann zwischen zehn und elf Uhr nachts zu Abend zu essen. Bei Expanish Buenos Aires hast du die Möglichkeit, in einer WG mit Locals zu leben. Ich fands toll, gemeinsam mit meinen Mitbewohnern zu kochen und den Tag Revue passieren zu lassen.
23:30 Uhr: Milonga
Frisch gestärkt geht es zurück auf die Strasse. Oder besser gesagt: Ab in die Milonga. Hast du einmal Tangoluft geschnuppert, wirst du so schnell nicht mehr loskommen davon. Das Tolle ist, dass du an jedem Wochentag irgendwo deine Hüften schwingen kannst. Und hey: Auch in der Milonga kann man sich Spanisch aneignen – und sich vor allem im Verstehen des lokalen Akzents üben. Denn hier kommt vom bärtigen Metal-Fans bis zum argentinischen Gentleman im fortgeschrittenen Alter alles zusammen.
Überfüllte Metros, spätes Abendessen, kaum Schlaf – klingt anstrengend, so ein Sprachaufenthalt in Buenos Aires? Ganz ehrlich: Wellness-Urlaub sieht anders aus. Dafür ist es er auch nicht annähernd so aufregend wie ein Sprachaufenthalt in einer der lebhaftesten Städte der Welt.