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Wo lernt es sich besser Spanisch – in Spanien oder Lateinamerika?

Schon als ich aus dem Flieger stieg, spürte ich die Lebendigkeit dieser Stadt. Buenos Aires – das klang in meinem Kopf nach Tango, weiten Straßen und einem Hauch südamerikanischem Zauber. Neugierig auf das Leben und die Sprache der Porteños, bereitete ich mich innerlich auf das vor, was ich für ein gewöhnliches Spanisch hielt. Sogleich imitierten sie den mit Zischlauten gespickten Singsang, für den die Einwohner von Buenos Aires bekannt sind. Die übertreiben doch, dachte ich. Wird wohl nicht soooo anders sein, hoffte ich. Wie falsch ich doch lag!

Marc
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Wo lernt es sich besser Spanisch – in Spanien oder Lateinamerika?

Spanisch ist nicht gleich Spanisch – aber irgendwie doch

Am Río de la Plata angekommen verstand ich kaum ein Wort und musste merken: Die benutzen hier sogar andere Personalpronomen! Du denkst jetzt: Klarer Fall, dann lerne ich ganz klassisches Castellano in Europa. Das bringt mich am weitesten. Nicht unbedingt! So sind die Spanier zum Beispiel die einzigen, welche die Ihr-Form (vosotros) benutzen. Auch bestimmte Vergangenheitsformen werden in Lateinamerika viel seltener benutzt. Und noch etwas: Lerne Spanisch in Barcelona – und du wirst im Alltag auch mit der zweiten offiziellen Sprache der Region, dem Catalán, konfrontiert.

 

Worauf es wirklich ankommt

Findest du alles wahnsinnig kompliziert? Im Gegenteil! Es macht die Sache viel einfacher. Denn grundsätzlich spielt es so ziemlich gar keine Rolle, welchen Dialekt du lernst. Ausser du hast ganz konkrete Pläne (s.u.). Abgesehen von ein paar grammatikalischen Eigenheiten und einzelnen Vokabeln verstehen sich alle Muttersprachler untereinander sehr gut. Auch du wirst dich schnell an die unterschiedlichen Ausprägungen dieser Weltsprache gewöhnen. Ich kann mich mit einem Porteño aus Buenos Aires inzwischen genau so gut unterhalten wie mit einem Madrilenen.

Es mag komisch klingen, aber die Sprache selbst ist gar nicht so entscheidend bei der Auswahl deines Sprachreiseziels. Andere Aspekte spielen eine wichtigere Rolle.

Die Motivation: Du ziehst zu deinem argentinischen Freund/deiner argentinischen Freundin nach Buenos Aires oder fährst für ein Auslandsemester nach Barcelona? Wenn dem so ist, tust du dir tatsächlich einen Gefallen, wenn du von Anfang an das Spanisch lernst, das in deinem zukünftigen Zuhause gesprochen. Ansonsten: siehe oben.

Die Kultur: Tapas oder Asado? Flamenco oder Tango? Während deinem Spanischaufenthalt in Buenos Aires wirst du lernen, weshalb man beim Mate-Trinken mit Freunden niemals die Bombilla (den Strohhalm) mit der Hand abwischt. Lerne Spanisch in Barcelona und man wird dir beim Frühstück bis ins Detail die Vorzüge eines Pan Tumaca (Tostada mit Tomate) erklären. Ein Sprachaufenthalt bedeutet immer auch das Eintauchen in eine andere Kultur. Das macht sich auch im Unterrichtsalltag bemerkbar: Betreffend Organisation und Pünktlichkeit musst du in Lateinamerika wahrscheinlich etwas mehr Geduld aufbringen als in Spanien.

Das Drumherum: Wo sich deine Sprachschule befindet, wird auch einen Einfluss darauf haben, wer mit dir in der Klasse sitzt. So wirst du während einem Sprachkurs in Argentinien wahrscheinlich mehr Brasilianer und US-Amerikaner antreffen, als wenn du in Barcelona Spanisch lernst, wo deine Mitschüler zu einem grossen Teil aus Europa stammen werden. Auch deine Freizeitgestaltung wird sich je nach Destination stark unterscheiden. In den Milongas (Tango-Lokale) von Buenos Aires kannst du dir die Nächte um die Ohren schlagen, während du am Strand von Barcelona das süsse Nichtstun oder eine Partie Beach-Volleyball geniessen kannst.

Die Weiterreise: Es bietet sich geradezu an, die neu erlernten Fähigkeiten auf einer Reise anzuwenden. Spanien hat viel zu bieten, aber in Lateinamerika steht dir ein ganzer Kontinent offen: Vulkane besteigen in Guatemala oder Gletscher bestaunen in Feuerland – alles möglich. Ab Buenos Aires erreichst du Uruguay innerhalb einer Stunde. Ein weiterer Stempel im Pass! Wenn du ohnehin eine längere Reise durch Südamerika geplant hast, absolvierst du am besten auch deinen Sprachaufenthalt jenseits des grossen Teichs.

Die Reisezeit: Wenn bei uns Winter ist, herrschen in Buenos Aires hochsommerliche Temperaturen. Erwacht der europäische Frühling, beginnt auf der Südhalbkugel der Herbst. Je nachdem, wann du deinen Sprachaufenthalt planst und welche Wettervorlieben du hast, verändert sich dein ideales Reiseziel. Du möchtest im Dezember Hotpants tragen? Mach einen Sprachkurs in Argentinien auf Spanisch! Du willst deine Sommerferien an der Sonne verbringen? Lerne Spanisch in Barcelona!

Das Budget: Nur schon wegen der Anreise wird dich ein Sprachaufenthalt in Lateinamerika teurer zu stehen kommen als in Spanien. Auch betreffend Zeitbudget solltest du realistisch bleiben. Kannst du dir nicht mehr als eine Woche freischaufeln, dann lohnt sich ein langer Flug wahrscheinlich nicht.

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